„Eine starke Frau – ein starkes Leben:
Mathilde Franziska Anneke „Ausstellung des Kunstverein Hattingen e.V. in Zusammenarbeit mit den Städten Hattingen und Sprockhövel
und Verleihung des Anneke-Preises am 25.4.2015 an den Frauengeschichtsverein in Köln.
Hier bei der Übergabe des Bildes „Die Vernunft befiehlt Euch frei zu sein“ von Käthe J.S. Wissmann am 11.06.2015 in Köln am Frauenbrunnen.
Das Bild war von der Jury als sächlicher Preis zum 3. Anneke-Preis ausgewählt worden.
Von links: Nina Matuczewski, Bettina Bap (Frauengeschichtsverein Köln), Jutta Dinca, Sabine Schlemmer (Gleichstellungsbeauftragte Hattingen und Sprockhövel) und Käthe J.S. Wissmann (Künstlerin).
Die Vernunft befiehlt uns, frei zu sein
Collage und Mischtechnik auf Leinwand
80 x 100 cm, 2015
Mathilda Franziska Anneke: Je mehr ich mich mit der Biographie dieser mutigen, begabten und klugen Frau beschäftige, desto größer wird meine Hochachtung. In ihrem Leben gab es viele Höhen und Tiefen, große emotionale Belastungen und heftige Anfeindungen für ihre politischen und gesellschaftlichen Überzeugungen. Ich bewundere ihren starken Willen, trotz großer Schicksalsschläge immer wieder aufzustehen und sich aufzulehnen und für eine gerechte Gesellschaft zu kämpfen und ihre als liebenswürdig und klug beschriebene Persönlichkeit.
Sie war nicht nur Revolutionärin, Frauenrechtlerin und Herausgeberin von kritischen feministisch/politischen Zeitschriften, Verfasserin von Artikeln für Presse und Meinungsfreiheit, sondern auch Ehefrau und Mutter, die unter großen Schwierigkeiten für den Unterhalt ihrer Familie sorgen musste. Sie legte Grundsteine für demokratische Ideen in Deutschland und verfolgte schon sehr früh Ziele, die erst viel später eingeführt wurden. Sie kämpfte für grundlegende Frauenrechte, die den Frauen der nachfolgenden Generationen ein besseres Leben ermöglichten. Mathilda Franziska Anneke trat mit kämpferischem Geist für ihre Überzeugung ein, dass Bildung ein wichtiger Schlüssel für die politische Mitsprache der Frau ist.
Ihrem mutigen, revolutionären und kämpferischen Einsatz verdanken wir heute unsere Freiheit (wenngleich es auch heute immer noch ein geschlechtsspezifisches Problem von Frauen ist, Beruf und Familie zu bewältigen). Für eine Frau im 19. Jahrhundert war die politische Partizipation nicht vorgesehen. Frauen, die sich politisch einmischen wollten, wurden als unweiblich und unsittlich angesehen. Heute haben Frauen in der westlichen Welt die gleichen Rechte wie Männer. Frauen besuchen Schulen und Universitäten, wählen und bestimmen selbst über ihren individuellen Lebensweg. Doch das war nicht immer selbstverständlich. Erst 1918 in Deutschland und 1920 in den USA wurde das Frauenwahlrecht zugelassen.
In meinem Bild habe ich den kämpferischen Geist dieser beeindruckenden Frau in den Fokus genommen. Die junge Frau, die stolz und unerschrocken ihre Ketten zerreißt und die ältere Frau, die in ihrem roten Gewand und dem Buch in der Hand uns auffordert, die Brücke der Vernunft zu betreten und unseren eigenen Weg zu gehen.